«Plötzlicher Todesfall. Berlin, 15. September 1938.
Der Kunstmaler Ingmar Bertoldi, dessen Bilder im vorigen Jahr auf der Kunstaustellung lebhafte Anerkennung fanden, wurde gestern Abend in seiner Wohnung in der Brienner Straße tot aufgefunden»
Merete schlägt die Morgenzeitung auf und glaubt ihren Augen nicht. An einem Frühlingsabend vor sechs Jahren wird sie von ihrer ehemaligen Schulfreundin Lydia in den Kreis der fröhlichen Künstler gezogen, wo sie sich leidenschaftlich in Ingmar Bartoli verliebt. Eine grosse Liebe, die unerwartet beendet wurde: In einer Vormittagsstunde als sie Ingmar zuletzt ganz zufällig aufsuchte, fand sie ihn vor dem Rasierspiegel stehend, mit einem grobgesichtigen, frechen Straßenmädchen auf der Bettkannte. Ein jähes Erwachen!
Sie hatte nicht an ihm gedacht – bis sie die Annonce in der Morgenzeitung aufschlägt… Bartoldi, tot.
Und plötzlich benimmt ihre Ehemann, Hartmut, sich so merwürdig – oder bildet Merete sich das nur ein…?
AUTORENPORTRÄT
Axel Rudolph (1893–1944) wurde als einziges Kind einer dänischen Mutter und eines schwedischen Vaters in Köln-Nippes geboren. Seine Kriminal- und Abenteuerromane, dessen Themen er aus seinem abenteuerlichen Leben schöpfte und verfremdet in ferne Länder verlegte, spielen in der Arktis, auf den Ölfeldern Venezuelas, auf hoher See, im Himalaya, in den USA, Asien oder den Großstädten Deutschlands und in Dänemark. Seinen Lebensweg kreuzten zahlreiche illustre und bekannte Personen, darunter der Afrika-Sachbuchautor Hermann Freyberg, unter dessen Namen er nach dem Ausschluss aus der Reichsschrifttumskammer – was praktisch ein Berufsverbot bedeutete – weitere Romane veröffentlichte. Rudolph veröffentlichte unter seinem Namen und den Pseudonymen Heinrich Weiler und Richard Erden. Silvester 1943 wurde der Autor verhaftet, weil er – trotz seiner unbeschwerten Literatur – während des zweiten Weltkriegs privat kein Blatt vor den Mund nahm. Dies kostete ihn letztendlich das Leben: Am 18. Juli 1944 stand er vor dem „Volksgerichtshof" und wurde zum Tode verurteilt. Am 30. Oktober starb er unter dem Fallbeil der Nationalsozialisten im Zuchthaus Brandenburg-Görden. Doch nun werden Axel Rudolph und seine Werke aus der ungebührlichen Vergessenheit zurück in die Gegenwart geholt. Exklusiv für Sie wiederentdeckt: Axel Rudolph, mitreißend wie noch nie zuvor!