Abdulmesih ist syrisch-orthodoxer Christ. Er gehört der uralten Volks— und Religionsgemeinschaft der Aramäer an, seine Muttersprache ist die Sprache Jesu. Mit diesem Selbstverständnis wächst er auf. Aber das Land Aram gibt es längst nicht mehr. Abdulmesih wird als Türke geboren, als Christ unter Muslimen, 1937 oder 38, niemand weiß es genau — dort, wo er das Licht der Welt erblickt, ganz im Südosten der Türkei, spielt es keine Rolle. Die Zeiten sind schlecht, aber Abdulmesih ist aufgeweckt und gutwillig. Er lernt und findet ein genügendes Einkommen. Doch die Zeiten wollen nicht besser werden, und als Abdulmesih eine Familie gründet, geht es nicht mehr weiter. Und er fühlt sich von seinem Gott in ein fernes Land geschickt: nach Deutschland, 1966, als Gastarbeiter in der kleinen Stadt Ochsenfurt. Alles hier ist fremd, Heimat und Familie sind fern. Aber Abdulmesih will kein Fremder bleiben. Er will Deutscher unter Deutschen werden, wie er Türke unter Türken war, und er weiß, dass er zugleich immer Aramäer bleibt. Sein Gott verlässt ihn nicht.